Russland marschierte 2014 zunächst auf der Krim und später im Donbass in die Ukraine ein. Dabei gab sich die russische Presse viel Mühe, dies als Volksaufstand zu präsentieren, keinesfalls aber als durchgeplante russische Invasion. Viele Freunde der „russischen Welt“ vertreten heute noch die Meinung, dass sich der Donbass freiwillig Russland anschließen wollte und es die Ukraine selbst war, die „unprovoziert“ mit Militärgewalt gegen die eigene Bevölkerung vorging. Dieser Darstellung widerspricht selbstverständlich nicht nur die Ukraine, sondern auch der kürzlich in Russland verhaftete FSB-Oberst Igor Girkin.

In der Nacht zum 6. Juni 2023 bricht der Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine. Der Damm war unmittelbar zu Beginn der russischen Invasion in die Ukraine in russische Hände gefallen und befand sich seit dem unter russischer Kontrolle. Noch während sich in den frühen Morgenstunden die Nachrichten überschlagen, streitet Russland reflexartig jegliche Schuld an diesem Desaster ab.

Nicht man selbst, sondern ukrainischer Raketenbeschuss sei für die Zerstörung des Dammes verantwortlich. Und außerdem wäre man schließlich selbst am schlimmsten von dem Dammbruch betroffen, da nun die Wasserversorgung zur Krim unterbrochen und auch eigene Stellungen am linken Dnjepr-Ufer von den Überflutungen betroffen seinen. Selbst deutsche Medien berichten sehr zurückhaltend über dieses Ereignis und sprechen von „gegenseitigen Schuldzuweisungen“ und „unklarer Faktenlage“.

Ist diese Faktenlage wirklich so unklar? Ein Überblick.