Öffentlicher Brief an Congstar

congstar

Sehr geehrte Congstar Preis-Verantwortliche!

Ich möchte mich heute direkt an Sie persönlich wenden, und Ihnen mein Leid mit Ihrem Tarifsystem zu klagen, und gleichzeitig auch Vorschläge zur einfacheren und kundenfreundlicheren Gestaltung zu machen.

Doch zunächst einmal der akute Grund meiner Verstimmung: Die Surf „Tagesflat“ für den Tarif Prepaid wie ich will.

Wie kann es sein, dass eine Tarifoption, die lediglich 25 MB Datenvolumen enthält und nach fünf Minuten surfen aufgebraucht ist, als „flat“ verkauft wird? So eine Bezeichnung kann wirklich nur dem hinteren Kleinhirn eines vertrottelten Werbetexters im Kaffeerausch am sehr frühen Montag Morgen entsprungen sein! Die harsche Wortwahl möge an dieser Stelle entschuldigt sein – drastische Fehlleistungen erfordern gelegentlich drastische Formulierungen!

Wie kommt man überhaupt dazu, Datenverkehr heutzutage noch MB-weise abrechnen zu wollen? Die Neunziger liegen mittlerweile schon einige Jahre hinter uns! Dieses MB-Gefeilsche ist auch wirklich nur noch in unserer geschätzten Bundesbananenrepublik zu beobachten. Im Rest der Welt, afrikanische Buschlandschaften und Eisbärschollen mal ausgenommen, wird derweil alles in GB abgerechnet, mit Preisen irgendwo im einstelligen Euro-Bereich pro GB. Ist das hierzulande wirklich zu viel verlangt? Die klassische Angebots-Nachfrage-Kurve dürfte ja auch Ihnen nicht unbekannt sein. Haben Sie noch nie die vage Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass die aktuellen Preise WEIT außerhalb des Pareto-Optimums liegen könnten?

Um den Gedanken kurz etwas zu vertiefen: Als Mobilfunkanbieter haben Sie ja traditionell einen sehr hohen Fixkostenanteil. Um wieviel würden sich Ihre laufenden Kosten reduzieren, wenn Ihre Kunden plötzlich kein einizges Byte mehr nachfragen würden? Mir fallen da die Traffickosten für Backboneanbieter und evtl. im Prozentbereich geringere Stromkosten ein. Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit komplett zu vernachlässigen gegenüber Ihren übrigen Kosten. Sollten Sie sich daher nicht über jede Erhöhung des Transfervolumens freuen, um diese Fixkosten einfacher umlegen zu können? Ist da eine solch drastische Preisgestaltung von einem Euro pro 25 MB nicht absolut kontraproduktiv für weiteres Wachstum? Nur so ein Gedanke …

Unabhängig von der reinen Preisgestaltung halte ich auch dieses Optionskonzept im Datenbereich für umständlich. Ich bin viel im Ausland und nutze Ihre Dienste daher nur gelegentlich. Wenn ich kurzfristig in vernünftigem Tempo surfen möchte, bleiben aktuell nur diese umständlichen Optionslösungen, die ich dann nach einmaligem Gebrauch umgehend wieder stornieren muss, um unnötige laufende Gebühren zu vermeiden. Wieso kann ich nicht einfach GB-weise Datenvolumen im Prepaid-Stil erwerben? Wenn das Volumen aufgebraucht ist, entweder automatisch das nächste Volumenpaket abbuchen oder ein Rückgriff auf das übliche Schnarch-Tempo, bis das Guthaben ggf. manuell wieder aufgefüllt wurde. Ein solcher Tarif würde erstens dafür sorgen, dass bezahltes Volumen nicht unverbraucht verrottet ( alternativ: vor Ablauf des Monats durch mobilen Youtube-Konsum abgefackelt wird ) und zweitens häufiges Zu- und Abbestellen vermeiden. Für Wenignutzer wäre das ein enormer Komfortgewinn, und auch Vielnutzer dürften sich fairer behandelt vorkommen.

Mit einer solchen rein volumenbasierten Abrechnung dürften Sie sich dann zurecht als ( ersten? ) Mobilfunkanbieter bezeichnen, der tatsächlich im IP-Zeitalter angekommen ist.

Mit freundlichen Grüßen,

Michael Löffler