Unter den Kritikern der Corona-Maßnahmen liest man gelegentlich auch über angebliche Gefahren im Zusammenhang mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G. Im Unterschied zu bisherigen Standards wie 3G und 4G verwendet dieser ein höheres Frequenzspektrum zur Steigerung der Datenrate. Aufgrund dieses neuen Spektrums befürchten nun viele Leute gesundheitliche Auswirkungen. Erscheinen diese Behauptungen unter einem physikalisch-medizinischen Standpunkt wirklich plausibel?
Mobilfunk besteht zunächst einmal aus elektromagnetischen Wellen. Diese Wellen verhalten sich je nach Wellenlänge sehr unterschiedlich. Manche davon sind für unser menschliches Auge sichtbar, manche nicht. Sie besitzen auch eine sehr unterschiedliche Reichweite in Medien wie z.B. Luft.
Je kürzer die Wellenlänge, desto mehr Energie haben die Wellen. Haben die Wellen eine sehr kurze Wellenlänge, besitzen diese sogar so viel Energie, dass sie die Bindungen innerhalb von Molekülen aufbrechen können. Solche Wellen, wie z.B. UV-Licht, können tatsächlich Gesundheitsschäden hervorrufen, wie alle von uns bei Sonnenbrand bemerken. Langwelligeres Licht kann das jedoch nicht, weil die Energie der Wellen dafür nicht mehr ausreicht.
Licht, das wir mit dem Auge erfassen können, hat eine Wellenlänge von einigen hundert Nanometern. Funkwellen der von 5G verwendeten Frequenzen, haben Wellenlängen von einigen Millimetern. Das sind mehrere Größenordnungen mehr als Infrarotlicht! Das beschädigen chemischer Verbindungen in unserem Körper ist durch derart energiearme Strahlung völlig ausgeschlossen. Haben wir vor Infrarotlicht Angst? Haben wir Angst vor dem Licht einer Glühbirne?
Eine Glühbirne strahlt mit bis zu 100 Watt. Das ist rund 10-fach mehr als eine 5G-Antenne. Zudem befindet sich die Glühbirne auch nur wenige Meter von uns entfernt und nicht auf dem Nachbardach. Was davon bei uns ankommt reduziert sich zudem sehr deutlich über die Entfernung. Eine Erwärmung von biologischem Gewebe ist danach wenn überhaupt nur noch in homöopathischen Dosen messbar. Für uns ist das nicht ansatzweise spürbar, und auch nicht „schädlicher“ als wenn wir im Zimmer die Beleuchtung einschalten.
Gelegentlich wird nicht mit den gesundheitlichen Schäden durch 5G argumentiert, sondern dass sie zur Einführung der Totalüberwachung notwendig wäre. Das ist ein Aspekt, über den man tatsächlich technisch fundiert diskutieren kann. Allerdings stellt sich hier die Frage: Kann man das nicht auch schon ohne 5G? Auch mit bisherigen Funkstandards ist die Position eines Handys, abhängig von der Dichte der Sender, auf einen engen Radius begrenzbar. Spielt es noch eine Rolle, ob dieser Radius nun 10 oder 100 Meter sind?
Es wird argumentiert, dass mit 5G jederzeit Überwachungsdrohnen live streamend über unsere Köpfe hinweg fliegen könnten. Aber haben wir nicht sowieso schon an jeder zweiten Hausecke Kameras hängen? In meinen Augen führt 5G hier klar zu neuen Möglichkeiten. Aber es ist wie mit jedem neuen Werkzeug: Die Frage ist, wie man es verwendet. Und diese Frage müssen wir als Gesellschaft auch mit jetzigen Überwachungstechniken schon stellen. Und ja, wir müssen diese Frage in der Tat recht dringend stellen!
5G ist aber einfach nur die logische technische Weiterentwicklung des Mobilfunks. Nicht mehr und nicht weniger. Kein Krankmacher und keine Überwachungs-Endlösung. Wir sollten innerhalb der Widerstandsbewegung sauber auf Wissenschaftlichkeit achten. Es gibt viele Nebelkerzen und pseudo-wissenschaftliche Mythen, die teilweise breit in der öffentlichen Meinung verwurzelt sind. Es liegt an uns, mit gutem Beispiel voranzugehen, und das Licht der Aufklärung vor uns herzutragen!